Interview Verena Wagner-Pfisterer, 2003
zitiert aus:Verena
Wagner-Pfisterer„Fotografie
und Alltag"
books on demand,
2006
Gudrun Ebert, bildende
Künstlerin, Fotografin, Interview vom 15.1.03
Was ist Fotografie? Fotografie ist für mich von der
ganzen Herangehensweise auf jeden Fall ein realistischeres
Medium als die Malerei. Allerdings muß man berücksichtigen,
daß die Authentizität heute durch die neuen
Möglichkeiten der Bildbearbeitung über den Computer
nicht mehr gegeben ist. Aber die herkömmliche
Fotografie ist in ihrer Vorgehensweise sehr nah an der Wirklichkeit,
viel näher als wenn ich mit Farben umgehe, gleichgültig,
welches Thema ich nehme. Wenn ich die digitale Fotografie
betrachte, weiß ich für mich, daß ich lieber
mit der alten Leica fotografiere, oder daß ich mir
noch einmal eine 6x6 Hasselblad besorge, anstatt in das
Digitale einzusteigen. Die herkömmliche Fotografie
hat für mich das Zupackendere.
Ich sehe die Verfälschung der Authentizität der
Fotografie nicht nur vom materiellen Prozeß her, sondern
auch bedingt durch die ideelle Herangehensweise. So habe
ich zwar das Abbild einer Wirklichkeit, aber dieser spezielle
Wirklichkeitsausschnitt kann verfälscht sein, ich brauche
bloß Dinge, die sich daneben befinden, weglassen,
in dem Moment hast du schon nicht mehr die Wirklichkeit^
die tatsächlich da war. Du hast eben nur den kleinen
Ausschnitt, und daneben kann etwas sein, was das Bild in
ein völlig anderes Licht rücken würde. Die
Möglichkeit der Authentizität muß also schon
in der herkömmlichen Fotografie durch die Art und Weise
des Kontextes hinterfragt werden.
Die Fotografie ist ja ein Lichtabdruck, Lichtzeichnung =
Heliographie.
Das Licht zeichnet den Gegenstand nach, es kommt zu
einem Abdruck, der über das Negativ-Positiv-Verfahren
geht. Es kommt zu einer Art Spur, die ist digital auch
da, nur sind das dann die Pixel. Das ist aber nicht
diese unmittelbare Spur wie in der herkömmlichen Fotografie.
Andererseits sind die digitalen Fotos von der Oberfläche
her fast nicht von den physikalisch-chemischen zu unterscheiden.
Und das Lustige ist ja, daß sich jetzt Schilder an
den Fotoläden befinden, auf denen steht: "Wir
machen aus ihrem Digitalfoto ein echtes Foto."
Die Fotografie ist näher am Sichtbaren. Wenn ich male
z. B., bin ich in einer anderen Welt. Wenn ich fotografiere,
bin ich ganz stark in der Außenwelt, in der Beobachtung.
Das Sehen wird ja zum Tasten, zum Abtasten, zum Ergreifen.
Es geht um Schnelligkeit, es geht um den Moment, man muß
völlig präsent sein. Beim Malen bin ich eher meditativ
gestimmt, ich gehe in eigene Bildwelten, Erfahrungswelten.
Diese Welten sind allerdings, während ich fotografiere,
im Hinterkopf vorhanden. Deshalb gibt es die verschiedenen
Stile. Diese Erfahrungs- und Vorstellungswelten, die ich
in mir habe, die prägen mein Sehen, die versuche ich
auch im Fotobild zu fassen. Das geht natürlich noch
weiter: Wenn ich mit Sequenzen arbeite oder ganze Projekte
gestalte, oder wenn die Fotografie zum Objekt wird, also
in den Kunstbereich hinüberwechselt, dann ist die subjektive
Beeinflußung in massiver Form vorhanden.
Um noch einmal zum Begriff der Authentizität zurückzukommen:
Von der geschichtlichen Entwicklung her gesehen wurde früher
der Fotografie geglaubt: es war wirklich der Abdruck des
objektiven Gegenstandes, den sie wiedergab. Je weiter sich
die Fotografie entwickelt hat, umso deutlicher wurde es,
daß Fotografie auch Täuschung sein kann. In bezug
auf die Authentizität von Fotobildern ist z. B. die
Bild-Unterschrift ein wichtiger Faktor. Die Bild-Unterschrift
kann aber auch den Bild-Inhalt verfälschen. Dies wird
oft angewendet, um Menschen zu manipulieren. Andererseits
muß man manchmal episch breit erzählen, um Bildwirklichkeit
zu erhalten (siehe meine Veröffentlichung: Gudrun Ebert:
"Ayse. Vom Leben einer Türkin in Deutschland",
gerhardt verlag, berlin 1980). Nur ein Bild zu sehen, das
kann oft nicht Aufschluß geben über den realen
"Gegenstand" und seinen Kontext. Bei einem anderen
Medium, den Dokumentarfilm ausgenommen, fragt man gemeinhin
nicht nach Authentizität.
Zum Verhältnis Fotografie und Kunst: Ich arbeite auch
experimentell mit der Fotografie, auch dort, wo sie in den
Bereich der Anti-Fotografie geht. Es kann aber auch sein,
daß die Fotografie nur ein Teil des Werkes ist. Da
könnte ich ein Beispiel nennen: Es ist eine biografische
Arbeit: Ich habe einen ganzen Packen Briefe, die ich nie
mehr lesen wollte, in einen Imkerkasten, das ist ein kleiner
Holzkasten mit einem Gitter, der zu öffnen ist, gelegt.
Dazu gab es eine Postkarte mit einem Satz von Blake, der
ungefähr so lautete: Es gibt Dinge, die wir kennen,
Dinge, die wir nicht kennen, und dazwischen gibt es Türen.
Dann habe ich Fotoreihen mit diesem Kasten gemacht, der
sich immer weiter öffnet und sich auch wieder schließt.
Diese Fotoreihen habe ich in Schwarz-Weiß und Farbe
gemacht. Ich wollte diesen Prozeß der privaten Aktion,
das Hantieren mit den Briefen, das Öffnen und Schließen
der sie verbergenden Tür, dokumentieren und gleichzeitig
in eine Form bringen. Dazu wurde die Fotografie gebraucht,
die in der Reihung beidseitig zu lesen ist.
Farbig fotografieren oder in Schwarz-Weiß? Wenn es
rein um die Farbe geht, fotografiere ich farbig, ansonsten
schwarz-weiß. Allerdings habe ich immer meine Notkamera,
eine kleine Leica, in der Tasche. Da habe ich einen Farbfilm
drinnen (ich kann ja immer einen Schwarz-Weiß-Abzug
von einem Farbnegativ machen). Diese Kamera dient mir zum
schnellen und unkomplizierten Auffangen von alltäglichen
Situationen. In meiner Spiegelreflex-Kamera hingegen habe
ich fast immer einen Schwarz-Weiß-Film, hier kommt
es mir mehr auf Qualität an. Das Fotografieren in Schwarz-Weiß
ist eine Vorliebe, ist aber auch als ein Affront gegen die
Beliebigkeit der überhandnehmenden Farbfotografie zu
sehen. Zudem kann ich die Schwarz-Weiß-Fotografie
in der Dunkelkammer selbst bearbeiten, bei der Farbfotografie
könnte ich das, habe aber von der Ausrüstung her
die Möglichkeit nicht. Das böte mir die Digitalfotografie.
Die Schwarz-Weiß-Fotografie ist abstrakter, sie ist
von der Wirklichkeit durch das Wegfallen der Farbe ein Stück
weit weg, sie hat auch in gewisser Weise etwas Dokumentarisches,
sie erscheint mir wissenschaftlicher. Sie ist nicht ganz
so oberflächlich wie der Abdruck der farbigen Welt.
In meiner fotografischen Arbeit interessiert mich auch das
Hin und Her zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit,
das Auflösen der Grenzen. Aber ich bleibe nicht dabei
stehen, es gibt auch Fotos, wo nur dieser eine wunderbare
Gegenstand gemeint ist, wo es ganz irdisch wird. Dafür
sind die Dinge zu schön, die mir auffallen, um sie
zu verwischen, zu abstrahieren. Manchmal gehe ich so nah
an die Dinge heran, hole ihre Strukturen heraus, so daß
es fast zur Malerei wird, unkenntlich in gewisser Weise.
Aber es ist immer noch das Ding. Es ist halt so mit mir:
Ich probiere gerne aus, und ich kann nicht auf ein Medium
setzen. Das war schon immer so. Das ist auch in der Fotografie
so: da gibt es Sachen, die sind ganz konventionell und wunderbar,
und dann gibt es solche, wo es gar nicht darauf ankommt,
ob das Bild handwerklich gut oder gar schön ist, wo
es auf das Konzept ankommt, auf die Untersuchung. Auf die
Idee dahinter kommt es an. Es kann etwas Dokumentarisches,
es kann auch etwas Inszeniertes oder Experimentelles sein,
da versuche ich halt alles Mögliche. Ein Negativ beinhaltet
vielerlei Bilder und damit ebenso vielerlei Bedeutungen.
Es ist ein Unterschied, ob ein Techniker oder ein reiner
Fotograf Fotografien macht oder jemand, der vom Künstlerischen
her kommt. In letzterem Falle liegt es näher, daß
dieser Jemand Kunst macht.
Ich habe letzthin in den "Kunstwerken" (KW für
zeitgenössische Kunst, Auguststraße, Berlin-Mitte)
eine Ausstellung junger politisch motivierter mexikanischer
Künstlerinnen gesehen, da war ein Pressefotograf aus
den 50er Jahren dabei (Retrospektive): das sieht man heute
als Kunst: da ist so viel Anteilnahme in diesen Fotografien
zu spüren, und es ist so gut aufgenommen, da sagst
du plötzlich: Das ist mehr, das ist nicht nur Pressefotografie,
und das sind auch keine Schockfotos — wie Roland Barthes
sie in den "Mythen des Alltags" beschreibt. Vielleicht
wandelt sich die Sicht auch in den Jahrzehnten. Das Intentionale,
das intentionale Mehr im Bild muß mit dem geglückten
Formalen zusammen kommen, nur das gelöste Handwerkliche
genügt nicht. Im letzteren Falle wird es ein kunstgewerbliches
Foto. Das intentionale Mehr im Bild bedarf schon dessen,
der einen künstlerischen Blick auf die Welt hat. Es
bedarf einer bewußten Intention, die zum Ausdruck
drängt, und dann ist es gleichgültig, was du für
ein Medium benutzt. Schlechte Malerei ist ja auch keine
Kunst, auch wenn es Malerei ist: es hängt nicht am
Medium.
Nachtrag
Seit dem Interview, das Frau Dr. Verena Wagner-Pfisterer
mit mir gemacht hat, sind 4 Jahre vergangen. Heute sehe
ich die Vorteile einer Digitalkamera durchaus und sogar
die Notwendigkeit im Zusammenhang mit der Kommunikation
über Website und Internet.
digital ist zeitgemäß - analog
braucht Zeit
Der Gelatinesilberabzug auf Barytpapier bekommt in der
farbigen Digitalwelt eine Aura, die ich früher der
Fotografie - als einem beliebig oft reproduzierbaren Medium
- abgesprochen hätte. Meine s/w Abzüge aus den
70er Jahren ähneln inzwischen den Fotografien aus der
Frühzeit des Mediums. Die Dunkelkammerarbeit fasziniert
mich nach wie vor, und ich werde, solange noch Vergrößerungspapiere
zu bekommen sind, auch weiterentwickeln und mit nicht nachlassendem
Staunen das Erscheinen des Positivs aus dem Negativ im Entwicklerbad
ansehen. Und manchmal denke ich an den Film ´Blow
up` von Antonioni.
Nan Goldin, Cindy Sherman, Roman Signer, Michael
Wesely, Andreas Gursky - egal,ob analog oder digital, ich
schließe mich dem Zitat von Wolfgang Tillmans an:
Obwohl ich weiß, daß die Kamera lügen kann,
halte ich doch fest an der Idee von einer fotografischen
Wahrheit.
Gudrun Ebert, bildende
Künstlerin, Fotografin, Interview vom 15.1.03 (Fortsetzung)
Was ist Alltag? Da ich keine Buddhistin bin (im Buddhismus
gibt es natürlich auch den Alltag: aber da ist jeder
Moment gut, jede Kleinigkeit ist in Ordnung), ist für
mich der Alltag etwas, was drückt. Alltag ist das Wieder-
kehrende, was mich langweilt. Alltag = alle Tage, auch Nächte
können zum Alltag werden. Die Redundanz im Leben —
nötig, doch zuviel wird tödlich, wie in der Kunst.
Ich versuche auszubrechen, indem ich den Alltag zum Thema
mache— künstlerisch, fotografisch. Wenn es mir
möglich ist, kreativ zu sein, kann ich den Alltag auflösen,
überwinden, durchbrechen. Den Alltag künstlerisch
zum Thema machen: das fing an mit den kleinen Kindern. Wenn
ein Baby schlief, dann habe ich es gezeichnet. Ich habe
auch unendlich viele Aufnahmen gemacht von dem, was sie
alles gelernt haben. Oder ich habe eine Babydecke aus lauter
alten Stoffresten genäht, die stammten aus Kinderkleidern
von mir, aber auch von Kleidern meiner Schwester und meiner
Mutter, dann habe ich eine Fotosequenz gemacht, wie die
Decke das Baby N. zudeckt usw., und zu dieser Fotoreihung
habe ich geschrieben. Das Babyzeug zu waschen, ist ja eine
Alltagsarbeit, die habe ich verarbeitet zu einer biografischen
Fotosequenz: die ausgewrungene Decke, die gewaschene usw.
So habe ich z. B. immer meine kleine Fotokamera in der Tasche,
und heute, als ich zur Arbeit fuhr, da sah ich am Kudamm/Ecke
Fasanenstraße (Berlin) wie immer das Kino ASTOR. Doch
nun war über dem Eingangsbereich, wo früher die
großen Filmgemälde angebracht waren, ein riesiges
schwarzes Quadrat. Das Kino hat dichtmachen müssen.
Es wird ein Billigladen einziehen, wenn die rotsamtigen
Stuhlreihen herausgerissen sein werden. Wirtschaftsinteressen
werden da deutlich. Ich hielt an und machte die Aufnahme.
Im Alltag ist immer der Blick für die Dinge da, zwingt
zum Festhalten. Nicht, daß ich mir das vornehmen würde,
die Situation, die Realität regen mich zur künstlerischen,
fotografischen Arbeit an. Entweder es ist etwas Politisches,
ganz oft auch etwas Komisches oder etwas unheimlich Schönes,
das mich anregt. Manchmal springe ich aus dem Bett, weil
eine Lichtspiegelung durch die Sonne auf die Wand geworfen
wird, dann muß ich das schnell aufnehmen. Es muß
mir schon sehr schlecht gehen, wenn ich in einem solchen
Moment liegenbleibe und nicht auf diese Erscheinung reagiere.
Das Gegenteil zu dieser Art der Alltagsfotografie ist die
plakative Amateurfotografie, z. B. am Geburtstag oder im
Urlaub, wenn man die immer lachenden Familien aufnimmt.
Das andere Verhalten zu den Dingen, jenes, was der Alltagsfotografie
zugrundeliegt, das wäre das Registrieren dessen, was
einen unbewußt immer umgibt, tagtäglich, in dem
man sich bewegt, mit dem man verbunden ist, das man gar
nicht beachtet. Da sich herausstellen und BeobachterIn werden.
Heraustreten und draufgucken. Ich glaube, daß man
sich in der Fotografie immer außerhalb stellt. Es
sind bestimmte Menschen, die dieses Beobachtende haben,
das der Fotografie zugesellt ist. Wenn jemand volle Pulle
lebt, mittenmang, der ist Darsteller, nicht Beobachter.
Ich hatte immer schon dieses Beobachtende, schon als Kind.
Ich muß nach all dem sagen, daß mich der Alltag
nicht nur drückt, sondern eben auch diese anregenden
Elemente enthält, insofern also nicht nur negativ zu
sehen ist, sondern auch positiv. Das Empfinden des Alltags
ist zweigleisig: man tut seine Alltags-Arbeit, z. B. den
Haushalt, und gleichzeitig sieht man das auch noch als Bild.
Es ist das Immer-gleich-Bleibende der Reproduktion, was
mich langweilt. Mit einer positiven Einstellung, ich weise
hier noch einmal auf den Buddhismus hin, würde man
dabei sicher keine Langeweile empfinden. Wenn ich kreativ
tätig werde, dann kann ich das aufheben.
Wie ich die Welt betrachte, meine Umgebung, hängt
davon ab, wie ich mich fühle, und das ist eben nicht
jeden Tag gleich. Grundsätzlich allerdings sehe ich
die Dinge, die für mich wesentlich sind, ob das nun
eine eigenartige Plakatwand ist oder der frische Schnee
am Savignyplatz (Berlin), der alles verwandelt oder interessante
Gesichter in der Knesebeckstraße (Berlin). Da werde
ich herausgerissen aus dem Alltag. Wenn ich wirklich wach
bin, gibt es immer etwas zu sehen, wenn ich aber mit den
Gedanken woanders bin oder ein Problem habe oder bedrückt
bin, dann sehe ich nichts, bzw. ich sehe, kann's aber künstlerisch
nicht ergreifen
Wenn sich etwas in der Gestaltung meiner Wohnung überlebt
hat, dann wird es zum Alltag, die dreckigen Wände z.
B., die längst renoviert werden müßten.
Anderes verändert sich, paßt sich dem momentanen
Leben an, wird lebendig, wird nicht-alltäglich. Genau
so ist es mit der Kleidung. Wohnung und Kleidung sind ja
Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Wenn ich merke,
da stimmt was nicht überein: Person und Kleid, Person
und Wohnung, dann bekommt das auch etwas Alltägliches.
Etwas, was ich nicht schaffe, in den Griff zu bekommen,
wirklich zu gestalten, das wird Alltag, das drückt.
Vielleicht muß ich es nur in den Griff bekommen, damit
es nicht-alltäglich wird.
Alltag und hohe Kultur? Theater, Film, Ausstellungen, mal
ein Vortrag, das ist nicht Alltag: das macht Spaß.
Warum ist Alltag bei mir so negativ besetzt? Andererseits
gibt es Zeiten, in denen ich gerne diesen Alltag lebe ...
Da liegt eine bestimmte Disposition vor, eine Ambivalenz
... das Sehnsüchtige; ein Gestaltungswille, der leider
nicht immer funktioniert und befriedigt.
Alltagsmensch als Massemensch? Gibt es Unterschiede zwischen
dem Individuum, dem besonderen Menschen, und dem Alltagsmenschen,
dem Massemenschen? Erst einmal ist jeder Mensch ein Individuum.
Durch bestimmte Mechanismen aber, durch Erziehung, die gesellschaftliche
Stellung, die Massenmedien usw. lagert sich etwas über
dieses Individuum, das zu einem Massedasein hintendieren
läßt. Aber mehr oder weniger ist jeder ein Individuum,
je nachdem, wie er es schafft, sich zu halten oder sein
Ziel zu verfolgen. Doch das ist nicht jedem gegeben, es
hat auch nicht jeder die privilegierte Situation, die das
ermöglicht, so wie ich das teilweise habe. Ich brauche
nur einmal mit der U-Bahn nach Neukölln (Berliner Bezirk
mit einer hohen Dichte an Ausländern, Arbeitslosen
und Sozialhilfeempfängern) zu fahren, da gehen einem
die Augen auf, da merkt man, in was für einem geschützten
Bereich man sich selbst befindet. Aber grundsätzlich
glaube ich an das Individuum.
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